Die Südhalle (Proedria)

Noch im 5. Jahrhundert ante* befanden sich an der Stelle der Südhalle kleine Rundöfen zum Brennen von Töpferwaren. Im 4. Jahrhundert ante wurde die Südhalle erbaut. Sie bestand bis ins 3. Jahrhundert post* und fiel letztendlich zwei Erdbeben zum Opfer.

Die eigentliche Sachbezeichnung für die Südhalle ist "Proedria". Der Begriff wird allgemein für einen bevorzugten Zuschauerplatz für hochgestellte Personen verwendet. Dies entspricht sinngemäß einer "Loge". Den Namen Südhalle hat das Bauwerk von Archäologen erhalten. Mit beiden Namen wird demnach sowohl die Lage des Bauwerks im Süden des Heiligen Hains als auch ihr Zweck beschrieben.

Die Südhalle lag außerhalb des Tempelbereichs und von ihm abgewandt zu der nach Osten verlaufenden Feldstraße hin. Sie wurde im dorischen Architekturstil errichtet. Bis dahin - einzigartige für Olympia - wurde die Decke der Halle von korinthischen Säulen getragen.

Das Gebäude war rund 80 Meter lang und rund 11 Meter breit. Im Süden sprang der mittlere Bauabschnitt mit 6 Säulen in der Länge und 3 Säulen in der Breite als Resalit vor. Anders als die Echohalle verfügte die Südhalle über drei Giebel, je einen im Westen und Osten und den dritten über den Frontsäulen des Resalits. Dieser Bauabschnitt vermittelte der Halle somit eine eindrucksvolle Betonung, die zusammen mit der zur Feldstraße hin geöffneten Säulenhalle auf die Verwendung des Gebäudes schließen läßt. Auf besagter Straße zog der Festzug der Olympiaden von Westen kommend zum Hyppodrom.

Der Archäologe A. Mallwitz nennt die Südhalle ein "Glanzstück spätklassischer, ja in vielen ihrer Einzelzüge schon hellenistischen Architektur". Sie konnte seiner Analyse nach nur für schaulustige Besucher bestimmt gewesen sein, die die Ankunft des Festzuges aus Elis erwarteten, und "die Vielzahl von Gespannen, und Pferden auf dem Weg zum Hippodrom sehen wollten". Der Resalit dürfte bevorzugt hochstehenden Gästen gegolten haben.

Folgt man seinen Ausführungen muss die Halle "eine festliche Würde" ausgestrahlt haben. Bei meiner Rekonstruktion habe ich versucht dem Rechnung zu tragen.

Alexander Paffrath Trautner
12.12.2013


* Ante steht für "v. Chr." also vor Beginn unserer Zeitrechnung
* Post steht für "n. Chr.", also nach Beginn unserer Zeitrechnung

 




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