SAKRILEG
Antikes Keselmosaik
Friedrich
Schiller beschreibt in seinem Gedicht DER ALPENJÄGER
metaphorisch den Ausbruch des Menschen aus der ihn mütterlich
umsorgenden Natur. Ihr dreimaliges Bitten, den ihm zugedachten Raum des
Friedens, der Gewaltlosigkeit und der Harmonie und fürsorglichen
Güte nicht zu verlassen, beantwortet er mit tiumphierendem Willen
zum Gegensatz, mit dem Vollzug seiner Abkehr von der Schöpfung und
seine willentliche Hinwendung zur böswilligen Tat. Eindrucksvoll
schildert das Gedicht, das wir zur Entschlüsselung in ganzer
Länge folgen lassen, die Schrecken des Lebens, symbolisiert
durch Ergebenheit der "Gazelle" vor dem "Jäger", der sie bis an
die tödliche Grenze ihrer Existenz verfolgt. Obwohl sinnlos,
nur dem bösen Trieb zu sadistischer Befriedigung folgend, setzt
der "Jäger" zum Todesschuß an. Der Schutz, den in letzter
Sekunde das geschundene Tier durch den Berggeist erfährt, ist
metaphorische Prophezeiung, dass die lustvolle Bestialität des
Menschen an einer Grenze scheitern wird, die für ihn nicht
mehr überwindbar sein, sein Tun zur Ausstoßung und
Entfremdung aus dem Leben führen wird.
Willst du nicht das Lämmlein hüten?
Lämmlein ist so fromm und sanft,
nährt sich von des Grases Blüten,
spielend an des Baches Ranft.
"Mutter, Mutter, laß mich gehen
jagen nach des Berges Höhen!"
Willst du nicht der Herde locken
mit des Hornes muntrem Klang?
Lieblich tönt der Schall der Glocken
in des Waldes Lustgesang.
"Mutter, Mutter, laß mich gehen
jagen nach des Berges Höhen!"
Willst du nicht der Blümlein warten,
die im Beete freundlich stehen?
Draußen ladet dich kein Garten,
wild ist's auf den wilden Höhn.
"Laß die Blümlein, laß sie blühn!
Mutter, Mutter, laß mich ziehen!"
Und der Knabe ging zu jagen,
und es treibt und reißt ihn fort,
restlos fort mit blindem Wagen
an des Berges finstren Ort;
vor ihm her mit Windesschnelle
flieht die zitternde Gazelle.
Auf der Felsen nackte Rippen
klettert sie mit leichtem Schwung,
durch den Riß gespaltner Klippen
trägt sie der gewagte Sprung;
aber hinter ihr verwogen,
folgt er mit dem Todesbogen.
Jetzo auf den schroffen Zinken
hängt sie, auf dem höchsten Grat,
wo die Felsen jäh versinken,
und verschwunden ist der Pfad -
unter sich die steile Höhe,
hinter sich des Feindes Nähe.
Mit des Jammers stummen Blicken
fleht sie zu dem harten Mann,
fleht umsonst, denn loszudrücken
legt er schon den Bogen an.
Plötzlich aus der Felsenspalte
tritt der Geist, der Bergesalte.
Und mit seinen Götterhänden
schützt er das gequälte Tier.
"Mußt du Tod und Jammer senden",
ruft er, "bis herauf zu mir?
Raum für alle hat die Erde -
was verfolgts du meine Herde?"
Der
Mensch hat den Bogen angesetzt. - In Amerika und Europa treten
pragmatische Überlegungen in die planerische
Realisierungsphase, wie viele Arten der Pflanzen- und Tierwelt der
Mensch für seine biologische Existenz braucht, wie der Bestand des
Lebens schadlos - für ihn! - reduziert und wie die erforderliche
Selektion in eine neues "menschenkonforme"s Besiedlungs- und
Verwirtschaftungssystem übergeführt werden kann
In
den letzten 50 Jahren giingen die Bestände von über 16.000
untersuchten Wirbeltieren um weit über die Hälfte
zurück. Die Experten sehen in der Ausrottung der Tiere auch eine
Bedrohung für die Zivilisation.
Es
geht um viel mehr, als die Wunder dieser Erde zu verlieren, was schon
deprimierend genug ist", sagte WWF-Chef- Wissenschaftler Mike Barrett
bei der Vorstellung des Berichts. "Wir haben jetzt ein Stadium
erreicht, in dem wir die Zukunft der Menschen aufs Spiel setzen. Die
Natur ist kein nettes Extra - sie ist lebensnotwendig für unsere
Existenz.
Die
größte Gefahr geht von der Zerstörung der
natürlichen Lebensräume aus, gefolgt vom Nahrungsmittelbedarf
der stetig wachsenden Weltbevölkerung.
300
Säugetierarten wurden regelrecht aufgegessen. Hinzu kommen
Menschen gemachte Faktoren wie Erderwärmung, Abholzung der
Regenwälder, Einsatz von Düngemitteln oder
Umweltverschmutzung. So sei beispielsweise zu erwarten, dass die
Hälfte aller Killerwale an der Vergiftung mit der längst
verbotenen aber sich hartnäckig in der Umwelt haltenden Chemikalie
PCB zugrunde gehen wird.
Laut
WWF-Bericht ist der Verbrauch aller Staaten der Welt an
natürlichen Ressourcen so groß, dass er 1,7 Erden
entspricht. Mike Barrett warnt: "Wir schlafwandeln auf eine Klippe zu.
Würden 60 Prozent der Menschen verschwinden, wären Nord-und-
Südamerika, Afrika, China, Europa und Ozeanien fast menschenleer.
Living
Planet Report“ der Natur- und Umwelt Schutzorganisation WWF, an dem 59
führende Wissenschaftler aus aller Welt beteiligt waren
|