Jesus
von Nazreth war kein politisch oder religös bekennender Jude. Er
stammte aus dem Norden Palästinas aus einem Gebiet, das man
Galiläa nannte und die aus dem Dorf Nazareth. Die Bevölkerung
Galiläas mit ihren
ethnisch und kulturell
bunt gemischten Wurzeln eilte der Ruf voraus kampflustig, trotzig und
streitbar zu sein. Äußerlich
betonten die Galiläer den
Unterschied zu den im Süden rund um Jerusalem lebenden
Judäern. Die Männer trugen lange
Haartracht, einen Bart und die Kleidung salopp. Man erkannte
die Galiläer auch an ihrer laschen Aussprache
der aramäischen Umgangssprache. Jesus war hoch gewachsen und
kräftig. Wie sein Pflegevater war er Holzhandwerker. Er fertigte
rustikale Möbel und begehbare Flachdächer deren Material von
der Holzarmut des Landes bestimmt wurde. Sein Mame ist Jeschua oder
Joschu bar Joseph gewesen, Die
Namenskombination "Jesus Christus" oder "Christus
Jesus"
ist auf Jesus von Nazareth bezogen nicht historisch. Sie ist
literarisch und in den
Berichten vor seinem Tod unbekannt. Die Konstruktion bezieht
sich auf eine jüdische Sekte, die sich nicht an die
landesüblichen Konventionen hielt und ideologische Zwecke nutzte.
Rekonstruktion eines Wohnraums in Galiläa
Nonkonformistisch
verhielten sich die Galiläer auch gegenüber den jüdischen
Glaubensgütern. Deren Religionsgesetze erschwerten
die Arbeit der Kleinhändler, Leinenweber, Bauern, Handwerker und
Fischer und machten das Leben dieser verachteten und in Armut
lebenden Menschen zu einer schweren Bürde.
Da war für penibles Tüfteln an Gesetz und Tradition der
Jüdäer weder
Zeitund Gelegenheit noch Interesse.
Der Nazarener Jeschua gehörte wie fast alle
Galiläer der Kaste der "Am-Haarez" an, das heißt der
Ungebildeten. Seine Verwurzelung in dem galiläischen Menschentyp wird in vielem
erkennbar: So in seiner tiefen Verinnerlichung des einfachen
Lebens, des schönen Landes und seiner Natur, in seinem Mut zum
Widerspruch, in seiner pointierten Rede und seiner Polemik gegen den
orthodoxen Traditionalismus. Jesus hatte im
eigenen Haus erfahren, wie der dogmatische Zwang zu "freudiger
Gesetzestreue" die Menschen belastete.
Jesu kritische Haltung gegenüber Tradition und Tempel wird
überzeugend deutlich, wenn seine galiläische Herkunft im
Blickfeld bleibt. Seine erste öffentliche Provokation galt dem
korrupten klerikalen Establishments (Ev. Johannes) und erhielt von
seiner galiläischen Herkunft ihr lebensgefährliches
Gewicht. Das Echo des ersten Paukenschlages seines Aufstandes gegen den
Missbrauch des Tempels als Markt und reichste Bank weithin sollte.
Es
stellten sich Konflikte mit seinen Brüdern und den
Vertretern des jüdaischen Tempel- und Gottesstaates in Jerusalem
ein. Sie eskalierten mit einem zornigen Auftritt Jesu im Tempel. Jesus kritisierte dabei die umfangreichen
Geldgeschäfte und die Vernachlässigung der
sozialreligösen Obliegenheiten des Tempels öffentlich. Die
Tempeladministration reagierte nervös und beschloß die
Vernichtung Jeschuas.
Er
wurde steckbrieflich gesucht und von den aristokratischen und mit
den Römern kolaborierenden Parteien der Traditionsgelehrten aus der Religionsgemeinschaft ausgeschlossen. Sie
betrrieben intrigante Anzeigen bei der römischen Verwaltung und forderten
seine Hinrichtung. Obwohl der von Rom mit der mit Verwaltung und
Rechtsbetreuung kaiserlich beauftragte Beamte die Hinrichtung zu
vermeiden suchte und im Verhalten Jesu keinen Grund sah für die Verhängung der
Kardinalstrafe gab er die Erlaubnis dazu um den Juden keinen Grund für
Unruhen zu liefern.
Der diabolische Gegenspieler Jesu hieß Joseph der Inquisitor
(Kajaphas). Er war erzkonservativer jüdischer Spitzenpolitiker,
Pontifex Maximums, Ratspräsident, einer der reichsten Männer
Palästinas und gehörte der mit Rom kollaborierenden und
korrupten Partei der aristokratischen Sadduzäer an. Vor dem
intriganten Genie dieses Oberpriesters ging selbst der
römisch-kaiserliche Administrator in die Knie. Dieser Kajaphas zog
die Fäden der spurenlosen Vernichtung Jesu.
Dabei verfuhr der Inquisitor durchaus gesetzeskomfor. Denn aus dem Talmud erfahren wir, dass jeder Jude berechtigt und
verpflichtet ist, einen Verführer zum Abfall durch Hinterlist in
eine Falle zu locken, ihn auf die Probe zu stellen und zu entlarven.
Das Stellen von ideologischen, gesellschaftlichen und politischen Fallen war im Bereich der
Verfolgung von Apostasie ein legales Mittel, zur Überführung
eines Verdächtigen. Jesus erfährt und erleidet das volle
Programm. Er wird verächtlich als Fresser und Säufer
denunziert, als Helfershelfer des Teufels, als von Satan Besessener, als
Gotteslästerer weil er sich angeblich Sohn Gottes nannte. - Man hört schon bald von geheimen Besprechungen und
Plänen ihn umzubringen und von geplanter Lynchjustiz.
Das Mordkomplott war
das Werk der ideologischen Elite, Priester und Schriftausleger, an
seiner Spitze Kajapahs der Hohe Tempelpriester und Iquisitor. Der
Schatten dieses diabolischen Gegenspielers verdüsterte die
letzten Stunden Jesu.
Er richtete zwei raffiniert gestellte Fragen sollten in diesen
frühmorgendlichen Stunden das schon voraus bestimmte
Schicksal des Nazareners bestimmen.
"Bist du der Messias"? - "Bist du der Sohn
Gottes"? Zwei Antworten sollten
ligitimieren Jsus wegen Hochverrats und Majestätsverbrechens
zu verurteilen und Gotteslästerung hinzurichten. Die eine an
die Adresse an Pontius Pilatus dem alleinig Befugten die
Todesstrafe zu verhängen, die andere an die Adresse des
Sanhedrins, dem jüdischen Gremium eine Gotteslästerung
gehört zu haben mit der Folge der steckbrieflichen Ausstoßung aus der theokratischen Religionsgemeinsschaft. Nur dass die Fragen gestellt wurden, war dem
Inquisitor wichtig. Wie oder was Jesus darauf antwortete werde, war seinem
taktierenden Verfolger nur beiläufiges Kalkül. Man hatte sich routiniert darauf vorbereitet, das intrigante Komplott zu
einem exemplarischen Ende zu bringen.
Jeschua
wurde schwer gefoltert und starb Mitte dreißigjährig auf
Verlangen des jüdischen Establishments in Jerusalem
am Kreuz. Die Urteilsbegründung der römischen Verwaltung
lautete
auf Anmaßung des Majestätstitels "König" und
"Gotteslästerung "Sohn Gottes".
Darüber hinaus wegen Volksaufwiegelung und Unruhestiftung. Der
römische
Vollstrecker des Todesurteils Pontius Pilatus ließ Namen und
Herkunftsort und Anklage an das Hinrichtungskreuz schreiben: "Jesus von Nazareth
König der Juden".
Die historische Identität Jesu Die
Mutter Jesu hat das Kind Jeschua ledig geboren. Sie heratete nach der
Geburt den Holzhandwerker Joseph in Nazareth. Mirjam hatte
mit Joseph später Söhne und Töchter. In Nazateth wuchs Jeschua auf und erlernte in der Synagogenschule die mosaische Religionstradition. Die Überlieferung
läßt darauf schließen, dass die
Familenverhältnisse nicht spannungsfrei waren und die
illegitime Geburt Jesu Spuren hinterliess.
Nach der Mündigkeit
verließ Jesus die Synagoge in Nazaeth und vebrachte eine kurze Zeit in
Gesellschaft eines verwandten Buß- und Taufpredigers am
Jordanfluss. Von ihm und seiner Jüngergruppe wandte er sich unzufrieden ab und begann seine eigne
Lehrtätigkeit ohne Anlehnung an die judaische Tradition.
Montage "Der Gekreuzigte von Mathias Grünewald"
Geschichte der Kreuzigungsfolter
Eines Nachmittags, während sich der
römische Imperator Konstantin auf einem Heeresmarsch befand, sah
er am Himmel eine merkwürdige Erscheinung. Über
der Sonne
erschien ihm ein Kreuz gebildet von Flammen und dazu die griechisch
geschriebenen Worte:
"In diesem Zeichen siege!". In der darauf folgenden Nacht
habe er, der Kaiser persönlich, in einer Vision nun den Cristos selbst gesehen. Und mit ihm
zusammen erschien wiederum das Kreuz aus Flammen. Und auch dieses Mal
hörte der Kaiser die Stimme des Christos, die zu ihm sagte: "In
diesem Zeichen siege!".
Daraufhin eliminierte Konstantin das
Jahrhunderte alte römische Feldzeichen und Staatssiegel, das
Labarum mit dem römischen Adler. Es bestand aus dem
Schaft einer Lanze mit einer Querstange an ihrem oberen Ende, von der eine Fahne
niederhing. Vor der Schlacht gegen Maxentius 312 n. Chr. wurde dieses alte
Feldzeichen auf der kaiserlichen Standarte mit dem neuen, dem sogenannten
Christusmonogramm dekoriert. Es setzte sich aus den beiden ineinander
gezeichneten griechischen Buchstaben CHI (X) und RHO (P) zusammen, den Anfangsbuchstaben des Wortes CHRISTOS.
"In diesem Zeichen siege!", damit hatte also der Christus, den
Imperator Roms zu kriegerischer Gewalt aufgefordert und sie
"göttlich" besiegelt. Konstantin war ein kühler
Pragmatiker und kluger
Visionär. Das bewies sein angeblicher Tagtraum vor der Schlacht.
Man sieht: der Christos - wir sprechen hier nicht von dem
hingerichteten Wanderlehrer Jesus - stand schon von Beginn des
politischen Christentums an auf
Seiten der Macht, des Kriegsgetümmels und des politischen
Oportunismus. Die Masse der sich chrestianisch bekennenden Sklaven
Roms sollte angeführt von Cäsar Konstantinus hinter dem
neuen Labarum, dem Christusmonogramm als
kaiserliches Staatssiegel die Gegner entmachten, Feinde
niederwerfen und Siege ersreiten.
Jesus von Nazareth, den Rom infolge Denantiationrn gekreuzigt hatte, und seine Lehren fielen
ignoranter Verdrängung in einem Ausmaß anheim, die sich
seine Gegner rund dreihundert Jahre vorher nicht zu erträumen
wagten.
Das Labarum erhielt eine sakrosankte Aura und soll
angeblich zum Gegenstand der persönlichen Verehrung des Kaisers geworden
sein, der sich damit zur Meditation eingeschlossen haben
soll. So
konnte es dem Kaiser wohl nicht mehr angemessen er scheinen, den
gekreuzten Materpfahl, an dem der Nazarener im Namen Roms unter Qualen
starb, als Siegeszeichen im Labarum an den Stadttoren vorbei zu
tragen, vor denen Menschen an Kreuzen aufgehängt starben.
Folgerichtig hat dieser pragmatische Visionär Hinrichtungen am
Kreuz abgeschafft.
Seit Konstantin sind rund 1650 Jahre vergangen. Die Entscheidung Konstantins das Kreuz zum Staatssymbol zu erheben war ein
staatsmännischer Geniestreich. Zum einen wurde der Kreuzigung Jesu
der verächtliche Nimbus einer Abscheu erregenden Strafe genommen, zum
anderen erhielt die Masse christlicher Sklaven im römischen Reich,
insbesondere im römischen Heer, religiöse Legitimation. Und der
im Zeichen des Kreuzes subversiv wirkenden und missionierenden christlichen
Kirche wurde Freiheit, Einflussnahme und Mitwirkung in der
Reichsadministration zugesichert.
Damit legte Konstantin die Wurzeln von
Sklavenaufständen, die bereits den Bestand des Reiches gefährdet
hatten, trocken und motiviert ihere Kampfwilligkeit im Heer. Das Andenken an die Massakrierung des Jesus ben Mirijam verkam zum
ordinären macht- und kriegspolitsichen
Kalkül und sollte in dieser Form die Welt für
Tausende Jahre verändern.
Nach Konstantin wurde das Kreuz zum Zeichen des Sieges über
den Tod, über das Böse und über die
Sünde transformiert. Es
gibt kein
Material, aus welchem es nicht gefertigt worden wäre. Mit dem
ursprünglichen Gegenstand der verächtlichen Kreuzigungsfolter
haben diese Kunst- und Symbolobjekte selbstverständlich weder
Ähnlichkeit noch
Gemeinsamkeit. Sie lassen das Grauen kaum
noch ahnen,
die der antike Mensch vor diesem Blutgerüst empfand.
Was das Kreuz in der realen Wirklichkeit gewesen
war, wird trotz aller rituellen Beschwörungen in den Kirchen heute kaum
noch erinnerlich nachvollzogen. Die Vorstellungskraft reicht nicht
aus, das Leiden und die infernalischen Qualen nachzuempfinden, die
alles in einem Menschen verstummen ließen und ihn zu einem
Bündel zuckender Nerven reduzierte. Schon aus der
körperlichen Haltung des ans Kreuz Geschlagenen erklärt sich
das Ringen nach Atem, das sich verbunden mit fürchterlichen
Schmerzen in lautem Stöhen und Schreien artikulierte.
Die anfängliche Form der von Alexander von
den Persern übernommenen Praxis Lebende und Tote an Pfählen,
Baumstämmen und Palisaden aufzuhängen wurde von daher kommend
Pfahlen genannt. Der Pfahl, griechisch STAUROS wurde zu einem der
grausamsten Foltergegenstände entwickelt. Das Pfahlen
griechisch STAUREIN bestand im ursprünglichen Sinn
darin, die Hände eines Verurteilten über
seinem Kopf
an einen Pfahl, an einen Baum oder an eine Wand zu fesseln oder zu
nageln. Desgleichen die Füße.
Lange bevor Jesus am Kreuz litt, hat man in
Indien, Assyrien, Skytien, Ägypten, Phönizien, Karthago, in
Makedonien und in Rom lebendige und tote Menschen an Pfähle
genagelt. Das Pfahlen war wohl eine der verbreitetsten
Foltermittel des Altertums. Alte Bibeltraditionen
kennen die Sitte, Erschlagene und vorher Hingerichtete an Pfählen
oder Bäumen aufzuhängen. Es war bereits damals
ein Akt des
Triumphes und der Zurschaustellung und Abschreckung.
Das Buch Josua berichtet aus der Zeit der
hebräischen Okupation Palästinas, Josua habe den König
von Ai bis zum Abend an einen Baum hängen und dann unter einen
großen Steinhaufen begraben lassen. Ebenso erschlug er die
fünf Könige von Jerusalem, Hebron, Jarmut, Lachisch und Eglon
tot und hing sie bis zum Abend an Bäumen auf. Danach warf man sie
in eine Höhle, die mit Steinen versperrt wurde. Das 5. Buch Mose
(Deutoronium) regelt diese Sitte normativ und gebietet, den
Verurteilten zu töten und den Leichnam bis zum Abend an ein Holz zu
hängen.
Der Aufgehängte galt als verflucht. Seine
Leiche sollte keinesfalls über Nacht am Holz bleiben, weil sie das
Land verunreinigte. Die Philister hielten sich nicht an diesem Brauch.
Das 1. Buch Samuel (31) berichtet, wie man die Leiche des Königs
Saul behandelte. Man schlug zuerst den Kopf ab. Dann nagelte man den
Körper an die Mauern der Stadt Betschan.
Wann man in Palästina damit begonnen hat,
lebende Menschen ans Holz zu bringen, ist exakt nicht zu
ermitteln. Dass diese Praxis dort lange vor Jesus angewandt
wurde, ist aber
nicht zu bezweifeln. In das Licht der Geschichte trat die
furchtbare
Sitte, Volksfeinde, Kriegsgegner und Räuber an Händen und
Füßen an Pfählen und Palisadenwänden zu nageln, im
alten Persien. 519 v. Chr. wurden unter dem persischen
Großkönig Darius in Babylon 3. 000 prominente Rebellen ans
Holz genagelt. Er hat wohl seinen bestialischen Triumph über seine
Gegenkönige sehr genossen. Um 510 lässt er am Felsentor von
Behistun eine Inschrift einmeißeln. Hinter jedem Namen eines
Besiegten steht die stereotype Formel: "Die Großen, die mit ihm
(einem aufsässigen Großkönig) waren, habe ich an den
Pfahl gehängt!"
Auch das auf dem Gebiet des persischen
Palästina gelegene Israel machte Bekanntschaft mit dieser
Barbarei. In Esra 6.11 wird die folgende Drohung überliefert:
"Wenn irgend einer meinen Erlass übertritt, so soll ein Balken aus
seinem Haus herausgerissen und er daran angeschlagen werden. Das war
keine leere Drohung. Die grausame Anwendung des Befehls dürfte
auch Israeliten spätestens zwischen 519 - 510 an den Pfahl gebracht
haben. Über die Folterung am Pfahl des Inaros, des Satrapen von Libyen 454
v. Chr. durch Artaxerxes I berichtet Thukydides lapidar: "Er wurde
verraten, verhaftet und an den Pfahl genagelt. "
Der makedonisch-griechische Welteroberer Alexander
übernahm diese Folterpraxis von den Persern. Sie hat den
Zerfall auch seines Reiches überlebt und wurde von den
nachfolgenden hellenistischen Staaten beibehalten. Von den Griechen
selbst ist die Anwendung des Pfahlens nicht überliefert. Nur
Platon spricht in seinem Werk "Der Staat" lange vor jesus von
einem Gerechten, der seinen Weg durch diese Welt geht, leidet und
stirbt, unbekümmert um äußeren Schein und unwandelbar
bis zum Tod. "Der Gerechte wird gegeißelt, gefoltert, gebunden,
mit Feuer geblendet und, wenn er alle Leiden erduldet hat,
schließlich an den Pfahl geschlagen werden. "
Wie in allen Nachfolgestaaten des Alexanderreiches
und deren Provinzen wurde das Pfahlen auch in Israel
praktiziert. Aus der Zeit des Antiochus Epiphanias (175/164) wird
ein Text
überliefert, in dem Moses über Antiochus sagt: "Er wird den
Bekenner der Beschneidung an den Pfahl hängen. " Der jüdische
Historiker Josephus berichtet ebenfalls über diese Vorgänge
und schreibt: "Sie wurden gegeißelt und verstümmelt und noch
lebend und atmend ans Kreuz geschlagen. "
Die möglicherweise erste Pfahlung von
Palästinajuden durch eine jüdische Justizbehörde hat
spätestens 162 v. Chr. unter dem hellenistisch-jüdischen
Hohepriester Alkimos stattgefunden. An einem Tag ließ dieser
höchste Repräsentant der jüdischen Tempel-Theokratie 60
Schriftgelehrte, alle oder einen Teil von ihnen an den Pfahl annageln. Der
Kampf der Priesterpartei der Sadokiden, der Schriftgelehrten und
Pharisäer gegen den moralischen Niedergang unter den späten
hasmonäischen Hohepriestern hat weitere Pfahlungrn von Juden
durch Juden zur Folge.
Im Jahr 88 v. Chr. veranstaltet der Hohepriester
Alexander Janai ein öffentliches Festbankett im Zentrum
Jerusalems, mit dem er seinen Sieg über die Pharisäer
feiert. Vor den Augen seiner Gäste und Mätressen
lässt diese
Bestie im Priesterkleid gegen 800 gefangene Pharisäer an
Pfähle
nageln. Als das Blatt
sich wieder gewendet hatte, veranlasste der Pharisäer Simon ben
Schetach 12 Jahre nach der Massenhinrichtung seiner Parteigänger
die Aufhängung und Pfahlung von achtzig Hexen. Man glaubt,
dass
es möglicherweise jene Mätressen des inzwischen
gestürzten Alexander Janai und andere Kurtisanen mit
heidnisch-hellenistischen Bräuchen gewesen waren, die den Abscheu
der „heiligen“ Männer hervorriefen.
Unterdessen drang die barbarische Todesfolter des Pfahlens auch
in den Westen der alten Welt vor. Von den Karthagern
übernahmen sie die Römer.
Den senkrechten Pfahl nannten die Römer STIPES (Bed.: Stamm,
Stock, Pfahl, Stange zum Aufspießen eines Missetäteters,
In Verbund mit einem auf oder an dem STIPES befestigten
Querbalken "PATIBULUM" nannte man das Foltergerüst kurz die CRUX.
Das Hängenlassen des Körpers an den seitlich gestreckten
Armen und den Nägeln durch die Unterarme oder die Hand- und
Fußwurzeln war die römische Steigerung der Folterqualen.
Das Anschlagen
eines Delinquenten an die CRUX, lateinisch "IN CRUCE FIGERE" haben
die Römer als schändlichste und überaus grausamste
Staatsstrafe für
Aufruhr,
Revolution, Räuberei und Desertation und für Sklaven
eingeführt. Von den drei grausamsten Tötungsarten,
die sie kannten, lebendige Verbrennung (lat. CREMATIO),
Tötung durch wilde Tiere in der Arena (lat. DAMNATIO AD
BESTIAS)
galt die NAGELUNG AN DIE CRUX (Kreuzigung) als besonders furchtbar und
entehrend.
Cicero nennt sie die "grausamste und fürchterlichste Todesstrafe".
Viele Gelehrte nehmen an, dass die normale CRUX die Gestalt eines T (CRUX COMMISA) hatte. Sie war in
der Regel nicht sehr hoch. Vor allem in Judäa muss der Mangel an
Nutzholz in Betracht gezogen werden. Für die Kreuze auf Golgota ist ein Abstand
des Querbalkens vom Boden von 2,5 m anzunehmen. Die Füße des
Verurteilten wären dann ungefähr 70 bis 90 cm über dem
Boden an den Stamm genagelt worden.
Irinäus, der um 200 n. Chr. lebte und Kreuzigungen bestimmt selbst noch erlebt hat, gibt für
die Kreuzigung Jesu ein Kreuz an, wie es sich im Christentum als
Gegenstand der Verehrung fest etabliert hat: Die CRUX IMMISSA. An
diesem Kreuz ist der Querbalken etwas unterhalb vom oberen Ende des
Pfahles eingelassen.
Die römische Praxis der Kreuzigung setzte sich im ganzen Imperium rasch und gründlich
durch. Das römische Reich verhalf dieser Unmenschlichkeit zu ihrem Siegeszug um die Welt. Die
erste gigantische Massenexekution am Kreuz fand 71 v. Chr. entlang der
Straße von Rom nach Capua statt. 6000 als Spartakisten
verbündete aufständische Sklaven fanden den Foltertod am
Marterholz.
Der römische Statthalter für Syrien
Quintilius Varus ließ 4 v. Chr. 2000 Widerstandskämpfer rund
um Jerusalem an Kreuze nageln. Und 30 n. Chr. wird jesus von Nazareth,
"der Messiaskönig der Juden" aufgrund jüdischer Denunziation
unter Pontius Pilatus ans Kreuz genagelt wurde. Von seinem Schrecken
vor der Verhaftung und von seiner Todesangst wissen wir aus den
Berichten. Es entsteht dort das Bild eines psychischen Zusammenbruchs,
der nicht in das
Bild seines sonst mutigen Auftretens einzuordnen ist.
16 Jahre später
verurteilt der Prokurator Tiberius Alexander die beiden messianischen
Bandenführer Jakob und Simon ben Juda zum Tod ans Kreuz. Um 52
n. Chr. veranstaltet wiederum ein römischer Statthalter, Quadratus, in Syrien eine
Massenkreuzigung aufständischer Juden in Cäsaräa. Von
der Kreuzigungspraxis des Prokurators Felix in den darauf folgenden
Jahren berichtet der jüdische Historiker Josephus: "Die Menge der
Partisanen, die auf seinem Befehl (des Felix) gekreuzigt wurden, war
unzählbar. " Der Prokurator Gessius Florus setzt diese entmenschte
Praxis der römischen Militärpolizei fort. Er lässt 66
n. Chr. sogar römische Ritter jüdischer Herkunft geißeln
und ans Kreuz nageln.
Die Wut und die Abneigung der römischen
Administration und des Heeres gegen die Juden, die es nicht verstanden,
sich in das imperiale Reich einzuordnen, ging ins Maßlose. Nach
dem jüdischen Historiker Josephus Flavius sollen nach Ausbruch des
jüdischen Krieges 70 n. Chr. täglich 500 Gefangene in
Sichtweite der Verteidiger Jerusalems gefoltert und gekreuzigt worden
sein. Josphus berichtet: "Nachdem sie gegeißelt und auf alle mögliche
Weise fast bis zu Tode gefoltert waren, wurden sie im Angesicht der
Stadtmauer gekreuzigt. In ihrer Wut und entmenschten Verzweiflung nagelten die
Soldaten die Gefangenen zum Hohn in verschiedenen Körperstellungen
an. Und so viele waren es, dass es bald an Raum für die Kreuze
fehlte und an Kreuzen für die Leiber. "
Das
Maß des Schreckens, den die Kreuzigung verbreitet hat, wird
deutlich, wenn man weiss, dass der Fall der Feste Machairus im Jahr 71
n. Chr. eben dieser elementaren Folterangst zu danken ist. Bei einem
Ausfall wird einer der kommandierenden Partisanenführer der
Bergfeste Machärus, Eleazar, von den Römern aufgegriffen und
nackt ausgezogen. Sodann wurde ein großes Kreuz aufgerichtet. Im
Anblick des Furcht einflößenden Martergerüstes fleht der hartgesottene Kämpfer seine
Kameraden auf der Burgmauer mit verzweifelten Rufen an, ihn nicht dem
Kreuz auszuliefern, ihn von der "grausamsten aller Todesstrafen" zu
retten. Die Feste Machärus kapituliert tatsächlich. Sie wird
eingenommen und Eleazar kommt frei.
Auch der Barkochba-Krieg um 150 n. Chr. endet mit
einer langen Reihe von Kreuzigungen. Die Kreuzigung eines Menschen war
seit je und überall ein Akt der Zurschaustellung, Demütigung
und Abschreckung. Dementsprechend waren Kreuzigungen begleitet von
öffentlichen Aufzügen, wobei der Bevölkerung Gelegenheit
zu Schmähung und Misshandlung des Verurteilten gegeben war. Die
Wege zur Hinrichtungsstätte wurden so gewählt, dass diese
Zwecke erreicht wurden. Bei jesus war das ebenso. Bevor man den
Verurteilten an das Kreuz nagelte, wurde er in der Regel erbarmungslos
gegeißelt. Das konnte vor, während oder nach dem Gang zur
Richtstätte, also unmittelbar vor der Annagelung geschehen.
Allein diese Geißelung war bereits eine so
furchtbare Folter, dass sie einem römischen Staatsbürger
nicht unterzogen werden durfte. Als Werkzeug diente eine Kette oder ein
Riemen aus Leder. Daran waren scharfe Knochensplitter oder Metallkugeln
befestigt, die die Haut bis aufs Fleisch aufrissen. Das Grabtuch
von Turin lässt die Spuren dieser Folter unzweifelhaft erkennen. Das
jüdische Recht schrieb eine Begrenzung der Hiebe auf "40 weniger
einen" vor. Die Römer kannten überhaupt keine Begrenzung. Der
Verurteilte war dem Sadismus des Geißlers ausgeliefert. Mancher
Verurteilte starb schon während dieser mit gemeiner Rohheit
ausgeführten Tortur.
Den Querbalken des Kreuzes hatte der Verurteilte
selbst zur Richtstätte zu schleppen. Man lastete ihm das Holz auf
die Schultern und band seine Hände mit Stricken daran fest. Dies
lässt den Schluss zu, dass in der Regel mindestens die vertikalen
Pfähle der Kreuze schon vorher an der Richtstätte aufgestellt waren.
Für die Metropole Rom ist das verbürgt. Auf dem Hügel
Esquilin soll es einen "Wald" solcher Kreuzpfähle gegeben haben.
Doch kennt die Tradition auch Hinrichtungen, bei
welchen die Verurteilten das ganze Kreuz bestehend aus Stamm und
Querbalken getragen haben. Für die Kreuzigung jesuss ist das
anzunehmen. Sofern man dem Verurteilten die Kleider oder eine
Schambedeckung bis zur Richtstätte belassen hatte, musste er sich
dort angekommen vollständig entkleiden und nackt auf den Boden
legen oder er wurde zu Boden geworfen. Hatte er nur das Querholz zur
Richtstätte geschleppt, wurden durch seine Handgelenke oder
Unterarme 12 bis 15 cm lange Nägeln in das Querholz getrieben.
Danach wurde der Balken mit dem Menschen daran hängend hoch
gehoben und oben auf dem Pfahl aufgelegt und dort befestigt.
Abschließend wurden die Füße an den Stamm genagelt.
Wenn der Verurteilte das ganze Kreuz getragen
hatte, gab es zwei Varianten, ihn ans Holz zu bringen. Bei
der ersten
rammte man das Kreuz in den Boden und sicherte es. Dann zwang man den
Verurteilten auf eine Fußstütze vor dem Kreuz zu steigen und
zurrte seine ausgestreckten Arme und die Beine mit Seilen am Holz fest.
Danach wurden durch seine Glieder die Nägel getrieben und die
Seile wieder entfernt.
Die zweite Variante war wohl die schlimmste. Sie
könnte bei Jesus angewendet worden sein. Man legte das Kreuz auf
den Boden. Der Verurteilte musste sich darauf legen. Dann schlug man
Nägel durch die Unterarme oder Handwurzeln und durch die
Füße. Dabei konnte es Unterschiede geben, ob die
Füße mit einem Nagel oder mit zwei, auf einer
Fußstütze oder direkt an den Stamm genagelt wurden.
Das Einsenken des Kreuzes in den Boden war
für den nun in seinen Wunden hängenden Verurteilten eine
infernalische Tortur. In allen Varianten der Folter konnte der
Körper durch einen Pflock zwischen den Oberschenkeln gestützt
werden, auf den der Verurteilte aufsitzen musste. Das war nicht eine
humane Maßnahme, sondern eine raffinierte Art, die Marter am
Kreuz zu verlängern.
Trotz der grausamen Tortur hingen die Gekreuzigten
oft tagelang hilflos in ihren Wunden am Foltergerüst. Die
ausgestreckten Arme bewirkten Atemnot und akute Herzbeschwerden.
Rasende Kopfschmerzen, zunehmender Durst stellten sich ein,
Fieberanfälle, Blutverlust und ständige
Kreislaufzusammenbrüche führten zu Schockzuständen. Die
angenagelten Glieder drohten auszureißen.
Wollte man den Tod beschleunigen, reichte man den
Hingerichteten Giftgetränke oder man schlug ihnen mit Keulen die
Unterschenkel entzwei. Auf einem Friedhof nördlich von Jerusalem
wurden 1968 vier in den Felsen geschlagene antike Grabanlagen entdeckt,
in denen zahlreiche Schiebestollen gemeißelt waren, die noch
Ossuarien, Gebeinkästen enthielten. Die Herstellung dieser
Ossarien wurde von den Gelehrten in die Zeit von 70 bis zum 2. Jahrhundert n.Chr. datiert.
Bei den Untersuchungen der in den Ossuarien
befindlichen Skelettresten ergab sich, dass dort 35 Menschen bestattet
worden waren. Von ihnen mussten fünf Menschen eines
unnatürlichen, also gewaltsamen Todes gestorben sein. Der
spektakulärste Fund waren die Reste eines etwa 24 bis 35 Jahre
alten Mannes. Sie ließen zweifelsfrei darauf schließen,
dass dieser Mann gekreuzigt worden war. Sein Name war in das Ossuar
geschlagen. Er hieß Jochanan ben Ezechiel.
Die Hinweise auf die Kreuzigung lieferten vor
allem die Fersenbeine seines Skelettes. In ihnen steckte noch immer der
Nagel, mit dem die seine beiden Füße an das Kreuz
geschlagen worden wurden. An dem stark oxydierten Nagel fand man kleine
Holzreste. Bei der Analyse ergab sich, dass das Kreuz aus Olivenholz
bestanden hatte, die Scheibe oder Leiste unter dem Nagelkopf war aus
Pistazienholz. Der Nagel war knapp 12 cm lang und an seiner Spitze
umgeschlagen, so dass angenommen werden muss, dass er den Mann nicht
vollständig tragen konnte. Daraus läßz sich ableiten, dass
bei dieser Kreuzigung ein Sitzbrett oder Sitzpflock zur Anwendung kam.
Die Arme dieses Gekreuzigten hatte man im unteren
Drittel zwischen
Elle und Speiche an den Balken angenagelt. Seine Beine waren
brutal zerschlagen worden, um ihn zu Tode zu bringen. Darauf weisen die
Frakturen an Schien- und Wadenbeinen hin. Wie entmenscht die Henker
vorgegangen waren, zeigt eine weitere
Entdeckung. Die glatten Schnitte am Sprungbein lassen
erkennen, dass dem Mann bei der Kreuzabnahme die Füße
einfach
abgehackt wurden, um die Arbeit des Henkers zu erleichtern.
Theo Trautner Paffrath
Nürnberg - Bad Kissingen
23.3.2017
Verrat am geistlichen Erbes Jesu
Über den Tod hinaus Paulus
Jesus
ist nicht der Begründer des christlichen Glaubens mithin nicht der Begründer des
Christentums. Wer war er? - was war er
Jesus zeigt in den Berichten keine organisatorischen
Ambitionen, die auf eine aktive gemeindlich organisierte
Missonstätigkeit mit ideologischem Hintergrund schließen läßt. In den
evangeliaren Berichten über Jesus ist eine fundamentale Struktur seiner
Lehren im Sinne einer portablen Ideologie nicht erkennbar. Die
namentliche Kombination seines Namens Jeschua (Jesous) mit Christos ist
titular und historisch ist nirgends begründet. Die in
den Berichten erkennbare Persönlichkeit Jesu widererpricht objektiv
und subjektiv einer möglichen Auffassung von sich selbst als königlich
und prophetisch Gesalbter (Chraestos).
Doch dieses
alles steht in Verbindung mit einem jüdischen Pharisäer namens
Schaul der nach der Hinrichtung Jesu mehrheitlich im palästinischen
Ausland eine Sekte mit namen Ekklesia Jesu Christi (Gemeinde des Jesus
Christus) gründete.
Schaul
soll nach der Überlieferung von seinem Vater das römische Bürgerrecht
geerbt und im Zusammenhang damit den Nemen Paulus angenommen haben.
Paulus erscheint in der Überlieferung als irritierend schillernde
Persönlichkeit. Objektive historisch überprüfbare Überlieferungen von
ihm gibt es nicht. Was man über ihn überliefert ist erzählt er selbst in
seinen Missionsbriefen und wird in der frühesten
Kirchengschichte (Acta Apostulorum) berichtet, die ein gewisser Lukas
zwischen
60 und 90 verfasst hat .
Als Heimat des Paulus gilt die heutige türkische Hafenstadt Tarsus. Seine Eltern
waren „Rechtgläubige“, also orthodoxe Juden. Sein hebräischer Vorname war Saulus, Paulus ist
dessen lateinische Form. Von seinem Vater hat er das römische Bürgerrecht
geerbt.
Paulus erlernte und praktizierte
zunächst das Handwerk des Zeltmachers. Schon früh wurde er als Schriftgelehrter
ausgebildet und in Jerusalem von einem berühmten Rabbiner (Gamaliel I)
unterrichtet. Danach war er als Pharisäer für seine eigene jüdische Gemeinde
zuständig.
Nach der Kreuzigung Jesu ist
Paulus im Auftrag des Hohen Rates, jenes Gremiums, das die Hinrichtung Jesu
betrieben und von den Römern erwirkt hat, an der Überwachung und Verfolgung der Jesusanhänger
sowohl in Jerusalem als auch in einer jüdischen Zelle in Damaskus beteiligt. Paulus
denunzierte Jesus-Anhänger und hat zumindest einer Hinrichtung mit
„Wohlgefallen“ beigewohnt. Danach verwüstete er jene Gemeinde. Er drang in die
Häuser der Verfolgten ein, verschleppte Frauen und Männer und sorgte für Ihre
Verhaftung. (36 h.Z). Es wird berichtet, er habe von dem Hohen Priester in
Jerusalem, jenem der Jesus vefolgt und vernichtet hat, den schriftlichen Auftrag erbeten und erhalten, in Damaskus nach
diesem Muster auch Anhänger Jesu aufzuspüren und zu verhaften.
Auf dem Weg dahin,
nicht weit
von der Stadt entfernt, so wird berichtet, soll er eine visionäre
Lichterscheinung gehabt haben. Ein himmlisches Licht habe ihn
umstrahlt,
worauf er zu Boden fiel und die Stimme Jesu hörte, die sagte:
"Saul, Saul,
warum verfolgst du mich?" Paulus antwortete: "Wer bist du,
Herr?": Die Stimme antwortete: "Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh
auf und geh in die Stadt; dort wird dir gesagt werden, was du tun
sollst." Von der Lichterscheinung bzw. einer hörbaren Stimme
berichtet Paulus selbst nichts. Er schreibt allerdings in einem Brief
an die
Galater, Er (Gott) hat seinen Sohn offenbart in mir“.
Wie dem auch sei,
dieser halluzinative Bestandteil der biblischen „Offenbarung“ sollte zur
Quelle- und zum Schlüsselereignis für die Entstehung der christlichen Ideologie
werden. Denn Paulus bekannte danach reumütig, in seinem Eifer für das „Gesetz“
ein todeswürdiges Unrecht begangen zu haben, dem er sein bisheriges Leben
geopfert hatte. Nun aber habe Gott ihm in der Person Jesus Christus seinen
wahren Willen direkt und unvermittelt offenbart.
Der Kern dieser
real ganz und gar unglaublichen Geschichte, die ja nur mit einer geistigen
Erkrankung oder mit betrügerischen Absichten erklärt werden könnte, ist, dass
sie die Begründung liefert für die Wandlung vom mörderischen Verfolger zum
Verfasser einer Christus-Ideologie und zu deren Missionar. Und damit in einem
Zuge auch die monströse und rigorose Verwandlung des historischen Jesus zu dem
phantastischen Christos (Messias) , Gottessohn, Richters der Endzeit und
Retters der Welt kolportiert.
Über die wahren
Hintergründe dieser wunderbaren Verwandlungen erfahren wir selbstredend nichts. Sie sind
ein eisern gehütetes Geheimnis des Paulus und jener Mitglieder der
Jesusgemeinde in Damaskus, die den krank gewordenen Paulus nach dem Ereignis
vor den Toren der Stadt für eine Weile aufnahmen.
Die Vermutung,
dass es sich um einen missionspolitischen Coup gehandelt haben
könnte, ist
nicht von der Hand zu weisen. Seine gewalttätigen Untaten,
gipfelnd in der
Steinigung eines jungen Jesus-Enthusiasten und der sozialen Vernichtung
ganzer Familien
konnte Paulus schon vor der Reise nach Damaskus als ihn künftig
persönlich
inkriminierend erkannt und seine reumütige Wandlung zusammen
mit der verunsicherten Jesusgemeinde eingefädelt haben.
Sie hatte wie jede
andere jüdische Gemeinde ihre Kollekte in
Jerusalem abliefern. Möglicherweise schrumpfte auch die
Mitgliederzahl der Gemeinde.
Einer Erweiterung stand ihr jüdischer Charakter und die
Tatsache,
dass die Leitfigur als messianischer Aufwiegler und
Majestätsverbrecher
gekzeuzigt wurde im Wege. Der Jesus-Enthusiasmus schwand nach der
Kreuzigung. Die Geldquellen versiegten und es bedurfte einer neuen
Orientierung
der Gemeinde-Ideologie, die dem griechischen Heilsverständnis der
Damaskenern entgegenkam. Eine
solche Ideologie zu konzipieren war der kenntnisreiche Paulus der
richtige
Mann. Seine Verwandlung von Saulus zu Paulus beschreibt der
Philosoph Friedrich Nietsche:
„Der »frohen Botschaft« (Jesu) folgte auf dem Fuß die
allerschlimmste: die des Paulus.
In Paulus verkörpert sich der Gegensatz-Typus zum »frohen Botschafter« (Jesus),
das Genie im Hass, in der Vision des Hasses, in der unerbittlichen Logik des
Hasses.
Was hat dieser Dysangelist alles dem Hasse zum Opfer gebracht!
Vor allem den Erlöser: er schlug ihn an sein Kreuz.
Das Leben, das Beispiel, die Lehre, der Tod, der Sinn und das Recht des ganzen
Evangeliums (Jesu) orhanden, als dieser Falschmünzer aus
Hass begriff, was allein er brauchen konnte.“
Damit ist die
Trennlinie
zwischen Jesus und seiner Lehre einerseits, und Paulus und seiner
Cristus-Verkündigung und Christus-Ideologie andererseits zwar drastisch
und im verbalen
Umfang unvollkommen aber historisch richtig gezeichnet. Die
Zielsetzungen des
historischen Jesus waren ja nie die Verkündigung seiner selbst als
Gottessohn, endzeitlicher Menschensohn, als Messias und Erlöser.
Derartige krankhafte
Selbstprädikationen finden sich nur in messianisch redaktionellen
Bearbeitungen, Deutungen und propagandistischen Interpretationen der
ursprünglichen Jesusworte.
Der trennende Graben
zwischen
beiden Überlieferungsrichtungen sind in zahlreichen
Widersprüchen zu erkennen:
Blut- und temperamentvolll, menschlich, ritterlich, leidend
und mitleidend, hilfreich und sozial sind die Überlieferungen von
dem
geschichtlich damals noch bekannten Jesus. Von allem das Gegenteil ist
die
Schöpfung des Paulus: mythisch überladen der Sohn des
Gottes Jahwe, dessen Gesalbter, der Erlöser, der Christus.
Die
literarisch gewalttätige Synchronisation beider
Überlieferungsstränge wird als
extrem unseriös empfunden. Alles Menschliche an diesem Christos
sind erkennbar
schlecht redigierte Adaptionen der Persönlichkeit Jesu mit dem von
Paulus
gechaffenen Gottessohn.
Paulus soll angeblich Jesus selbst nicht gekannt haben. Als Jesus in
Jerusalem gekreuzigt wurde, befand sich der 20-jährige Paulus mit großer
Wahrscheinlichkeit in diesem politisch-theokratischen Pulverfass. Die
Stadt Davids war als orthodoxes Zentrum mit ihren diversen teils
uiversitären Schulen wie. jener des Pharsäers Gamaliel. Hier galt das Traditionsgesetz Jahwes um dessen
Geltung Schriftausleger und die korrupte Priesterschaft eifersüchtig stritten. Sekten
buhlten um „blinde“ Anhänger und fanatisierte Endzeitpropheten verdunkelten die
Gehirne der Menschen.
Die Stadt wurde von messianisch motivierten Aufständen und brutalen
Gegenaktionen der römischen Provinzadministration erschüttert. Wallfahrten und
Tempelfeste führten zu gewaltigen und gefährlichen Ansammlungen in der Stadt
und auf dem Tempelgelände. Korruption, Lynchjustiz, und Terrorismus förderten
Angst und Schrecken. „Das Recht war zu Boden getreten“, wird gesagt. - Das
unheilige Jerusalem versank im Chaos und befand sich am Ende seiner
tausendjährigen Geschichte. Das war die Welt des jungen angehenden Pharisäers.
Ganz anders die Welt
des angehenden Wanderlehrers Jeschua ben Miriam im Norden Palästinas, genauer gesagt
in Galiläa. In den Jahrhunderten vor dem Auftreten Jesu hatte sich dort
ein Typus des Judentums mit eigenständigem Habitus und kritischer Distanz zu
Jerusalem und zu den Judäern im Süden entwickelt, die Galiläer. Die Juden
sagten ihren unorthodoxen Landsleuten Jesu nach, Ungebildete und hitzköpfig zu
sein und einen ausgeprägten Hang zum Widerspruch bis hin zum Aufstand zu haben.
Dennoch anerkannten sie deren Tapferkeit und ihren
kämpferischen Freiheitsdrang.
Wie in ganz
Palästina sprachen die Menschen in Galiläa aramäisch. Doch hatte sich die
Aussprache und der Wortgebrauch hier abgeflacht und wirkte nachlässig. Der Jude
in Judäa blickte darauf ebenso wie auf die rustikale Kleidung und die lange
Haartracht mit Spott und Verachtung. In Bezug auf die Beachtung des
Religionsgesetzes nahmen es die Galiläer es weniger genau als die Judäer. Die
herrschende Armut ließ ihnen nicht die Zeit, penibel an der Geltung der
zahlreichen Bestimmungen und Rituale zu tüfteln und sie an die aktuellen
Anforderungen des Alltags anzupassen. So kam es, dass man in Judäa die Frage
eines Gesetzeskundigen wiederholte, ob aus Galiläa überhaupt etwas Gescheites
kommen könne.
Jesus war ein
exemplarisch galiläisch geprägter Mensch. Äußerlich war er hochgewachsen und
kräftig und seine Gesichtszüge waren markant und tadelsfrei. Das glaubt man aus
den Bildpuren seines Grabtuches entnehmen zu können. Wäre es anders gewesen,
hätten es die Gegner auch nicht verabsäumt, etwaige körperliche Makel als
Mängel an der Eignung und Berechtigung zu lehren zu interpretieren. Man tat es
ohnehin mit Hinweis auf die ungeklärte Vaterschaft und Jesu Umgang mit sozial
Ausgegrenzten.
Exemplarisch
galiläisch auch war sein Auftreten. Er trug die landesübliche lange Haartracht
und einen markanten Bart. Sein Gewand war offenbar rustikal aus einem Stück
gewebt. Es bereitete ihm offenbar keine Mühen lange Wegstrecken bei jedem
Wetter zu wandern und in Hainen zu nächtigen.
Seine Bildung trug
er nicht zur Schau, setzte sie aber argumentativ treffend, ironisch und
kämpferisch gegen Falschheit und Überheblichkeit ein. Wie überhaupt Jesus
ein ungewöhnlich bescheidener Mensch gewesen war. Er stellte das „Ich“ nicht in
den Vordergrund. In seiner Lehre vermied er den Gebrauch des Selbstprädikats
wenn er es nicht demonstrativ einsetzen wollte. „Ihr habt gehört dass…, ich(!)
aber sage euch…. . Andererseits benützte er das neutrale „man“, wenn der
Gebrauch des „ich“ von der Sache ablenkte oder als auf seine Person zielend missverstanden
werden konnte. „Die Vögel haben Nester, die Füchse Höhlen. Der Menschensohn (nan,
unsereiner) hat nichts worauf er seinen Kopf legen kann“.
Die
Frömmigkeit Jesu
wich von allem ab, was wir von den Schriftgelehrten und vom jüdischen und chritlichen Ritus
kennen.
Öffentliche Gesten und Gebete waren seine Sache nicht, er empfahl
das stille
Gebet bei geschlossener Türe. Vor seiner Verhaftung betete er
abseits von
seinen Jüngern und verlangte nicht deren Gemeinsamkeit. Iin den
Berichten erfahren wir nichs von rituellen Tempel- und Tieropfern.
Den Begriff „Gott“
verwendete er nicht. Das göttliche Prinzip nannte er vertraulich „Vater“ und so
lehrte er auch seine Jünger beten. Auch von liturgischen Ritualen erfahren wir
nichts. Der ihm zeitweilig aufgezwungen Popularität entzog er sich, er liebte
den „kleinen Kreis“.
Es zeigt sich, dass
die Lehre Jesu sein Leben war. In diesem Leben war kein Raum für Christus und
Gottessohn. Wenn er lehrend
durch Palästina wanderte empfahl er inmitten des politischen, kulturellen und
sozialen Niedergangs seinen Zuhörern, püragmatisch und ohne
Lohndenken mit einander umzugehen. Er lehrte das
Prinzip von Ursache und Wirkung im Denken und Handeln anzuwenden.
Im Essen war er mäßig.
Wir wissen von Brot und Wein und Fisch. Von dem Genuss anderer Tiere erfahren
wir in den Berichten nichts – auch nicht am Osterfest und auch nicht bei seinem
letzten Mahl mit seinen Jüngern. Er liebte die Kinder und die Natur zu beachten und von ihr zu lernen.
Er lehrte mit
aufrichtiger Bereitschaft zu verzeihen und mit Herz und Seele mit Freund und
Feind umzugehen und versöhnlich zu leben. Er mahnte Klugheit
und Bescheidenheit und uneigennützigen Verzicht und Opferwillen an. Er lehrte Gott im
Bild des „Vaters“ ohne nationale, institutionelle und kulturelle Begrenzungen
zu ehren und zu vertrauen. Er lehrte frei von
Gehorsamszwängen, ohne rituelle Beschwörungen und ohne dogmatische
Strangulierung, ohne Ideologie des Hasses und der Rache zu glauben und zu
handeln.
Er
lehrte das Heil
im Hier und Jetzt in sich zu suchen und zu verwirklichen und
nannte das
dadurch entstehende Milieu
„Himmelreich“, Er mehrfach gefoltert und srarb
mit den Worten der Vergebung und den Bitten für seine Nutter und
einem Freund und klagte über die Verlassenheit am
römischen Kreuz.