Archäologe Mallwitz - Beschreibung der Zeusstatue



"Die Höhe der Cella "betrug nach dem hier aufgestellten Kultbild zu urteilen mehr als 13,00 m. Über die Höhe des Kultbildes gibt heute das Fragment eines Gedichtes des Kallimachos Auskunft, in dem erwähnt ist, daß die Grundfläche der Basis 20 x 30 Fuß betrage, die Höhe des Thrones 30 Fuß und das Haupt des sitzenden Zeus diesen um fünf Ellen noch überrage, was umgerechnet 37 1/2 Fuß, in Metern etwa 12,27 m, bedeutet.

Da die Basis aus schwarzem Kalkstein auf 1,09 m Höhe ergänzt werden kann, muß die der Cella mehr als 13,50 m betragen haben. Dörpfeld hatte bei Bestimmung der Raumhöhe sich von der Höhe der Umgänge leiten lassen und war auf 13,62 m gekommen. In der Tat empfand man schon in der Antike den Raum als zu niedrig, was Strabo so ausdrückt, daß der Gott, wenn er sich erhöbe, die Decke der Cella durchstoßen müsse. Ob jedoch die Raumhöhe in Wirklichkeit so knapp für das Kultbild war, ist insofern zweifelhaft, als es keinen konstruktiven Zwang gab, die Deckenhöhe für Umgang und Cella gleich hoch anzusetzen.

Das Kultbild war aus Gold und Elfenbein hergestellt, in seinem Inneren also im Wesentlichen hohl. Mantel und Haar des Gottes waren demnach golden; Körper, Hände und das Gesicht elfenbeinern. Auf seiner Rechten stand die geflügelte Nike, die immer noch gut lebensgroß, ca. 2,00 m hoch, gewesen sein muß. In der Linken hielt er das lange Szepter, auf dessen Knauf der Adler saß. Die Füße ruhten auf einem Schemel, den Löwen trugen, und der Thron selber war mit kostbaren Einlegearbeiten, figürlichen und ornamentalen, geschmückt, die Pausanias detailliert aufführt, was hier nicht wiederholt werden kann.

Es ist die umfangreichste Beschreibung eines Kultbildes, die Pausanias je gab. Freilich galt es auch zu seiner Zeit als das größte und kostbarste. Obwohl erst die kolossale Größe das Bild in die Reihe der Sieben Weltwunder brachte, so hat neben dem Reichtum an Material doch die vor allem im Antlitz des Gottes sich ausprägende Geisteskraft zu dem tiefen, bewegenden Eindruck beigetragen, den das Bild auf den antiken Betrachter machte.

Die 6,54 mal 9,82m große Basis - die genau der Breite des Mittelschiffs entsprach - war so weit nach Westen in die Cella gerückt, daß zwischen ihr und der Rückwand ein den seitlichen Gängen etwa gleich breiter Zwischenraum verblieb. Schon immer hat man gesehen, daß diese Cella nicht ursprünglich für das große Kultbild vorgesehen war, sondern für ein wesentlich kleineres und auch leichteres, wie sich aus den Umbauten noch rekonstruieren läßt, da der Fußboden wie am ganzen Tempel so auch im Mittelschiff ursprünglich aus Porosplatten bestand, die auf Schwellrosten verlegt waren.

Das ältere Kultbild war entweder noch nicht in Angriff genommen oder unvollendet geblieben (vielleicht, weil der dazu beauftragte Künstler inzwischen gestorben war), als man sich entschloß, Pheidias mit dem großen Kultbild zu beauftragen. Aber auch so bleibt nur schwer verständlich, weshalb der gegen 456 v. Chr. im Wesentlichen fertige Tempel erst nach 430 v. Chr. zu seinem Kultbild gekommen ist.
"




Pausanias - Beschreibung der Zeusstatue



Der Gott sitzt auf einem Thron und ist aus Gold und Elfenbein gemacht, und ein Kranz liegt auf seinem Haupt in Form von Ölbaumzweigen. In der Rechten trägt er eine Nike, ebenfalls aus Elfenbein und Gold, die ein Band hält und auf dem Kopfe einen Kranz hat. In der linken Hand des Gottes befindet sich ein Szepter, mit lauter Metalleinlagen verziert. Der Vogel, der auf dem Szepter sitzt, ist der Adler. Aus Gold sind auch die Sandalen des Gottes und sein Gewand ebenso; an dem Gewand sind Figuren und Lilien angebracht.

Der Thron ist in abwechslungsreicher Arbeit aus Gold und Steinen und Ebenholz und Elfenbein, und an ihm sind Figuren gemalt und Bildwerke angebracht. Vier Niken in der Gestalt von Tanzenden befinden sich an jedem Bein des Throns und zwei weitere am Fuß jedes Thronbeines. Über jedem der beiden vorderen Beine liegen thebanische Knaben, die von Sphingen geraubt werden, und unter den Sphingen töten ApolIon und Artemis die Kinder der Niobe.

Zwischen den Beinen des Thrones sind vier Leisten, die jede von einem Bein zum anderen reichen. An der Leiste geradeaus vom Eingang befinden sich sieben Figuren; von der achten von ihnen weiß man nicht, wie sie verschwunden ist. Das mögen wohl Darstellungen alter Kämpfe sein, denn die Knabenwettkämpfe gab es zur Zeit des Pheidias noch nicht. Derjenige, der sich selbst den Kopf mit einer Binde umwickelt, soll dem Pantarkes ähnlich sehen; der elische Knabe Pantarkes soll der Liebling des Pheidias gewesen sein. Pantarkes errang auch einen Sieg im Knabenringkampf an der 86. Olympiade.

An den übrigen Leisten ist die Schar dargestellt, die mit Herakles gegen die Amazonen kämpft. Die Zahl beider ist gegen 29, und auch Theseus befindet sich bei den Mitkämpfern des Herakles. Die Füße tragen aber nicht allein den Thron, sondern es stehen noch ebensoviel Säulen wie Füße zwischen den Füßen. Unter den Thron kann man nicht gelangen, wie wir in Amyklai ins Innere des Thrones kommen.


 
AntikDigital © - Adresse D-97669-1907