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Das Prytaneion
Haus der Prytanen
Im Nordwesten des Heiligen Hains in Olympia befand sich das Prytaneion.
Es umgab eines der ältesten Heiligtümer, das der
Glaube an
Gott und die Götter kennt: Das Heilige Feuer, in Olympia der
Göttin Hestia geweiht. Amtsführende Prytanen sorgten
für
den Erhalt des Feuers, das nie verlöschen durfte.
Der Prytane war der höchste Amtsträger in Olympia. Im
modernen Sinn übte er das Amt eines Staatskanzlers und
Vorsitzenden der Ratsversammlung und der Gemeindeversammlung aus. Er
bereitete die Rats- und Gemeindeversammlungen vor, empfing Gesandte und
er entschied über die zu erteilenden Ehrungen. Zu seinen
Ämtern gehörten auch die Beaufsichtigung des
Staatssiegels
und die Schlüssel zum Staatsschatz sowie zu den Staatsarchiven
(bewahrt vermutlich im Bouleuterion). Seine Wohnung hatte er im
Prytaneion. Dort bewirtete er hochgestellte und angesehene
Gäste.
Zu seinen Privilegien gehörte es, sein Mahl auf Kosten der
Staatskasse einzunehmen.
Das Prytaneion in Olympia bestand vom 5. Jh. v. Chr. Bis zum 4. Jh. n.
Chr., also rund 900 Jahre. Die freigelegten Grundmauern aus diesen 9
Jahrhunderten lassen ein Durcheinander von über und neben
einander
geschichteten Mauerzügen und von Resten diverser Nutzobjekte
erkennen. Das Bauwerk ist in seiner langen Geschichte
ständigen
Abbrüchen, Umbauten und Anbauten unterworfen gewesen.
Die Beschreibung des ehemaligen Chefausgräbers Alfred Mallwitz
erstreckt sich über drei *e.* bedruckte Buchseiten. Auch in
diesen
Beschreibungen ist das Prytaneion kaum als Gebäude mit einem
Zeit
übergreifenden spezifischen Aussehen zu erkennen.
Darüber
formuliert Mallwitz am Schluss des betreffenden Artikels spartanisch:
„Nach der Altis zu (also in Richtung des Tempels des Zeus)
scheint es eine einfache Säulenhalle gegeben zu haben. Sie
setzt
die Zerstörung des Nordtores voraus. Dieser Bau wird kaum noch
ein
Prytaneion im alten Sinne gewesen sein.“
Somit ist das Modell im Museum von Olympia wohl nur die Summe vieler
Vermutungen, zahlreicher Fundobjekte und Fundortbeschreibungen. Es kann
den Anspruch kaum erheben, das Prytaneion in Olympia so darzustellen,
wie es in einem beliebigen Zeitraum wirklich ausgesehen hat.
Derartige problematische Rekonstruktionsgrundlagen sind indessen keine
Seltenheit. Sie liefern oft keine befriedigenden Vorlagen, sieht man
von den Feststellungen von Maßen und Proportionen und
Beschreibungen architektonischer, handwerklicher und
künstlerischer Details ab, die die Fundstücke
preisgeben. Nur
durch Berücksichtigung archäologischer und
kulturhistorischer
Kontexte und Materialien können oftmals Entwürfe
versucht
werden, die visuell überzeugen.
AntikDigital hat einen solchen Versuch unternommen. Als gesicherte
Grundlagen waren Informationen verfügbar, dass es sich um
einen
dorischen Bau handelte, der in zwei Seitentrakte im Osten und Westen
und einen von ihnen gebildeten Innenhof gegliedert war. Im Norden waren
die Seitentrakte mit einer Arkade verbunden. Hinter dieser
Arkade
befanden sich Räume, die zum Beispiel zur Unterbringung von
Gästen gedient haben könnten. Im Süden war
die Anlage
mit einer Mauer abgeschlossen. In deren mittleren Bereich hat sich die
von Mallwitz erwähnte „einfache“
Säulenhalle
befunden, die den Zugang zum Prytaneion und einen Blick von aussen auf
den Herdfeuer-Altar der Hestia gewährte. |
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