Der
Aphaia-Tempel
Versuch der Rekonstruktion eine Ruine
Der Reiz softwaregenerierter Bilder liegt wohl darin, dass nicht mehr
vorhandene Objekte an Hand geschichtlicher und archäologisch
gesicherter Daten beinahe fotorealistisch rekonstruiert und in Szene
gesetzt werden.
Leider aber läßt sich bei der dreidimensionalen
Modellentwicklung noch immer nicht desaströsen Zerfall und
Zerstörung des virtuelllen Materials optisch realistisch
programmieren, Der Mangel an überteugendem wir auch in
Zukunft nicht beizukommen sein, solange sich die Objekte aus
Polygonen zusammensetzen.
Das Bruchwerk eines geborstenen Steinquaders
z. B. ist das Resultat vieler oft Jahrhunderte auf das ehemalige
Original einwirkender Kräfte physikalischer und klimatischer
Verursachungen. Das Ergebnis zufallsabhängiger zerstörerischer Kräfte
im Mikro- und Makrobereich läßt sich mit pyramidalen
und kubischen Polygonen als kleinste dreidimensionale Einheiten nicht nachbilden.
Andererseits ist es müßig
sich einer solchen
Aufgabe überhaupt zu stellen, wenn an vielen Orten sich
malerisch
präsentierende Ruinen vorhanden sind und von
Künstlern mit
Pinsel und Kamera kopiert und nachempfunden werden können.
Anders verhält es sich mit
Nachbildung Alterungs- und Nutzungsprozesse. Sie
herzustellen ist nicht eine Frage mathematischer Zusammensetzung
und
Berechnung von Polygonen dreidimensionaler Objekte. Das Aubringen und
die Projektion von photografischrn, geskannten und gezeichneten
bzw.gemalten Texturbildern kann schon einachen kubischen
Objekten überraschenden Ralismus verleihen.
Wir haben den Aphaiatempel detailliert als Ruine
in Szene gesetzt. Dabei
haben wir
aus dem technischen Mangel bewusst optische Vorteile gezogen. Ohne
herumumliegende und nur mangelhaft zu programmierendes Bruchwerk
zshlloser ruinöser Bauteilen lässt
die
dreidimensional erfahrbare virtuelle Ruine den ethischen und
ästhetischen Charakter der des
ehemaligen Bauwerks erahnen.
Daten: Der Aphaiatempel wird zu den architektonischen
Höhepunkten
in der Entwicklung des dorischen Stilkanons angesehen. Seine Masse: 13,77 mal 28,81 m. Die Cella war von einem Kranz von 6
Säulen an den Schmalseiten und 12 Säulen an den
Längsseiten umgeben. In der Cella waren die Säulen
zweigeschossig aufgestellt.
Die Vermutungen über den Dekorstil
dieser Bauten lassen den
archäologischen Laien vielleicht die Stirne runzeln: Der
Baustoff,
muschelhaltiger Tuff und Kalkstein, war so porös, dass diese
Bauten in der Regel mit einem Stuckbewurf versehen werden mussten,
dessen Reste oft noch erkennbar sind.
Wie andere Bauten auch war daher der
Aphaiatempel
weiß verputzt, glatt gestrichen und farbig ornamentiert. Die
Bauteile wurden mit sehr kräftigen Farben hervorgehoben. So
waren die Kapitelle rot bemalt. Die Triglyphen und Metopen (Bauteile am
Fries) waren abwechselnd blau
und rot, bemalt. Die Gesimse und die Rinnenleisten hatten meistens bunt
aufgemalten Dekor.
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