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Definitionen & Begriffe


„Ich"
Ich (lateinisch ego), Ausdruck für das Bewusstsein von der eigenen Person in Abgrenzung
von der Umwelt, auch Persönlichkeitskem genannt. Das Ich als Träger allen Fühlens,
Denkens und Handelns besitzt sowohl Mechanismen zur Kontaktaufnahme wie auch zur
Abwehr der Außenwelt. Der Deutsche Philosoph Immanuel Kant (18. Jahrhundert) ging von
zwei Ichbegriffen aus, nämlich vom empirischen und vom transzendentalen Ich.

Bewusstsein
Bewusstsein, seit dem 18. Jahrhundert in Philosophie und Psychologie übliche Bezeichnung
für die Gesamtheit menschlichen Erlebens bzw. der Bewusstseinsinhalte, das begleitet ist vom
Wissen des Subjekts davon. Das Bewusstsein begleitet und überwacht die
Auseinandersetzung eines Lebewesens mit seiner Umwelt. Inwiefern Tiere Bewusstsein
haben, ist umstritten; ein transzendentales Bewusstsein im Sinne Immanuel Kants, das ein
„Ich denke” impliziert, haben Tiere sicher nicht. Fast jede philosophische Theorie hat zum
Thema Bewusstsein eigene Thesen.

Die Seele
Seele, spirituelles Prinzip, das die Quelle aller Körperfunktionen und aller geistigen
Handlungen und Vorgänge bildet.
Im Hinduismus gilt die Seele oder das Selbst (Atman) als das Prinzip, das alle Handlungen
steuert und das die Identität und das Bewusstsein des Menschen bestimmt. Die Upanishaden
identifizieren Atman für Seele mit dem Göttlichen (Brahman). Die an die Materie gebundene
Seele ist im Kreislauf der Reinkarnationen gefangen, bis sie Reinigung und Erkenntnis erlangt
und mit der letzten Realität verschmilzt.
Der Buddhismus lehrt, dass die einzelne Seele eine Illusion sei, die durch verschiedene
psychologische und physiologische Einflüsse entsteht. Daher gibt es im Buddhismus keine
Vorstellung einer Seele oder eines Selbst über den Tod hinaus. Die buddhistische Auffassung
von der Reinkarnation sieht diese als Kette von Folgen, die jedoch keine fortdauernde
Identität darstellt. Im Volksglauben des Buddhismus wird der Tod jedoch immer noch als
Seelenwanderung betrachtet.
In der traditionellen Religion Chinas gibt es eine duale Vorstellung von der Seele, die aus
einem niedrigeren, materielleren Teil (p’o) und einem höheren, geistigen Teil (hun) besteht.
Der erste Teil stirbt mit dem Körper, nur der zweite Teil überlebt den Tod, wobei nur der
letztere im Ahnenkult verehrt wird.
Im frühen Judentum galt die Persönlichkeit des Menschen als ein Ganzes, es gab keine
scharfe Trennung von Körper, Seele und Geist. Im Mittelalter wurde die Seele im Judentum
jedoch als Lebensprinzip definiert, das den Verfall des Körpers überlebte.

Die christliche Vorstellung von der Seele wurde stark beeinflusst von der platonischen und
aristotelischen Philosophie. Die Christen glauben, dass jeder Mensch eine unsterbliche Seele
besitzt und dass der Mensch als Ganzes, durch seinen Glauben nach dem Tod an der
Gegenwart Gottes teil hat.
Bis zu Thomas vonAquin im 13. Jahrhundert, der die aristotelische Lehre übernahm, Seele
und Körper seien zwei unterscheidbare Elemente einer einzigen Substanz, herrschte im
Christentum die neuplatonische Theorie vor, die die Seele als Gefangene in einem materiellen
Körper ansah. Infolgedessen kämpfte das Christentum über lange Zeit mit Richtungen wie
dem Gnostizismus und dem Manichäismus, die die Seele als Gefangene in einem materiellen
Universum und als getrennt vom spirituellen Reich des Lichtes auffassten.
Die Auffassung des Islam von der Seele ähnelt den jüdischen und christlichen Lehren. Nach
dem Koran gelangt die Seele mit dem Atem Gottes in die Menschen, und beim Tod steigen
die Seelen der Gläubigen zu Gott auf.

Das Absolute
Das Absolute, in der Philosophie Begriff für dasjenige, was in keiner Weise von etwas
anderem abhängig ist oder eingegrenzt wird (das „Unbedingte”). Dementsprechend ist in der
Ethik ein absoluter Wert in sich gut, da er kein Mittel zur Erreichung eines Zweckes ist. Ein
Prinzip ist absolut, wenn es keine Ausnahmen zulässt. In der politischen Theorie ist ein
absolutes Recht jenes Recht, das die Gesellschaft einem Individuum nicht streitig machen
kann.
In der Theologie und Metaphysik wird das Absolute gewöhnlich mit Gott gleichgesetzt. Dem
holländischen Philosophen Baruch Spinoza zufolge ist Gott absolut, d. h. er ist unbegrenzt, da
Gott durch nichts begrenzt werden kann. Alle anderen Daseinsformen existieren durch dieses
absolute Wesen. Der Philosoph Immanuel Kant definierte das Absolute als eine
allumfassende Gesamtheit, die nicht erkannt, sondern nur gedacht werden kann.

Polarität - Dualität
Polarkonträrer Gegensatz -> Gegensätzlichkeit
allgemein das Verhältnis von paarweisen Polen zueinander, die einander bedingen und
gegensätzlicher Natur sind.
Polarität bezeichnet ein Spannungsverhältnis zwischen einander entgegengesetzten Polen.
Von diesem primär physikalischen Bedeutungsgehalt ist die allgemeine, metaphorische
Bedeutung von Polarität abgeleitet. Schelling spricht von Polarität mit Blick auf die
Beobachtung, dass in der Natur entgegengesetzte Kräfte wirksam sind. In der Polarität sieht er
ein „allgemeines Weltgesetz”. Ausgehend von der bei Immanuel Kant getroffenen
Unterscheidung von Anziehungs- und Zurückstoßungskraft, betrachtet Goethe Polarität als
Grundform allen Geschehens in der unbelebten als auch in der belebten Natur.1
Yin und Yang, altchinesisches Symbol des T’ai-chi Tu (Diagramm der höchsten Realität). Es
besteht aus einem Kreis mit zwei aneinandergeschmiegten schwarzen und weißen Elementen.
Sie symbolisieren die beiden Urkräfte allen Seins. Die Aufteilung des Seins in die Kategorien
Yin und Yang ist älter als die schriftlichen Aufzeichnungen aus China. Schon frühe
Kultgegenstände zeigen die „Symbolik der Polarität und des Wechsels”. Yang repräsentiert

Das männliche Prinzip steht für: hell, stark, schöpferisch, fest, oben (Himmel),
Bewegung, klar und rational. Yin ist das weibliche Prinzip und entspricht den Qualitäten: 3
dunkel, schwach, ruhig-kontemplativ, nachgiebig, unten (Erde), Ruhe, kompliziert-intuitiv.
Männlich und weiblich, Tag und Nacht sind keine absoluten Gegensätze, vielmehr enthalten
beide den Kem des jeweils anderen in sich. Daher enthält die schwarze Fläche des T’ai-chi-
Tü-Symbols einen kleinen weißen Kem und die weiße umgekehrt einen schwarzen.
Die Yin-Yang-Lehre ist Grundlage der chinesischen Medizin (siehe Akupunktur) und
Ernährungslehre. Der Physiker Fritjof Capra wies auf Entsprechungen zwischen dem
altchinesischen Symbol und Erkenntnissen der modernen Physik hin.

Typisch für komplementären Dualismus ist die altchinesische Anschauung von der sich ergänzenden kosmischen Prinzipien des männlichen, aktiven, schöpferischen Yang und des
weiblichem Yin, als passivem Element.

Antithetischer Dualismus findet sich am ausgeprägtesten in der Verkündigung
Zarathustras, der ursprünglichen Form des Parsivismus und im Manichäismus. Nach der
Lehre des Zarathustra steht dem guten Gott Ahura Masda als Widersacher Ahriman
gegenüber, der am Ende der Zeiten vernichtet wird.
Auch Mani, der Stifter des Manichäismus, nahm die uranfangliche Existenz zweier
einander schroff gegenüberstehender Prinzipien an, die er als Gott und Materie bezeichnete.

Yin und Yang, entgegengesetzte Prinzipien einer spekulativen Naturphilosophie; Yin ist das passive, weiche, weibliche, Yang das aktive, harte, männliche Prinzip; beide sind trotz ihrer Gegensätzlichkeit nicht dualistisch getrennt, sondern haben ihren gemeinsamen Ursprung in einem Absoluten, aus dessen Ruhe- und Bewegungszuständen sie ihre Polarität gewinnen. Sie sind Symbol für die absolute Einheit zweier Gegensätze, die einander bedingen und ergänzen, deren bipolare Ladung Quelle kreativer bzw. strömender Energie ist. Kein Teil des Gegensatzpaares ist für sich allein existent, ohne Polarität keine Energie, keine Schöpfung, keine Existenz.



Unabhängiger LITERATURHINWEIS
Tod, wo ist Dein Stachel?
Jean E. Charon